Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Wissenschaft kommunizieren – aber wie?

05.05.2023

Christina Camier

Christina Camier

christina [dot] camier [at] rifs-potsdam [dot] de
Das gesellschaftliche Interesse an der Wissenschaft ist groß. Wie lassen sich Forschungsergebnisse verständlich vermitteln?
Das gesellschaftliche Interesse an der Wissenschaft ist groß. Wie lassen sich Forschungsergebnisse verständlich vermitteln?

Spürbare globale Herausforderungen wie Pandemie und Klimawandel stärken in der Gesellschaft das Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Liliann Fischer, Leiterin des Bereichs Qualität und Transfer bei Wissenschaft im Dialog, und Philipp Prein, Kommunikationsleiter bei Agora Verkehrswende, diskutierten Ende April mit Fellows und Forschenden vom RIFS, wie der Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik gelingen kann. Alle waren sich einig, dass gute Wissenschaftskommunikation kein Selbstläufer ist, sondern die Unterstützung von Kommunikations-Expert*innen erfordert.

„Das ist eine Grafik, wie ich sie selber anfertige“, sagt Philipp Prein und hält ein Balkendiagramm mit einer beschrifteten x- und y-Achse in die Höhe. Die RIFS-Fellows und -Forschenden nicken verständnisvoll, die Erstellung derartiger Grafiken gehört auch zu ihrem Alltag. „Hingegen für die Gestaltung solcher Infografiken haben wir Grafikdesigner bei uns beschäftigt“, fährt er fort, während er eine selbstsprechende Infografik zu Tempo 30 in Kommunen zeigt. Auf einer Deutschlandkarte sind bunte Punkte zu sehen, daneben ein Tempo-30-Verkehrsschild. Auf einen Blick ist zu erkennen, welche Gemeinden verkehrsberuhigte Bereiche einführen wollen.

„Der Wert von Wissenschaftskommunikation muss in der Forschungsgemeinschaft anerkannt werden. Wissenschaftskommunikation läuft in der Regel nebenbei. Dabei ist es wichtig, die Leser*innen, Zuhörer*innen und Zuschauer*innen zu kennen und zu wissen, wie ein Dialog funktioniert“, fordert Liliann Fischer. Sie untersucht, wie Praktiker*innen einen besseren Zugang zu Forschungsergebnissen der Wissenschaftskommunikation erhalten und im Berufsalltag direkt anwenden können.

Wissenschaft im Dialog erhebt seit 2014 jährlich, welchen Wert Wissenschaft für die Bevölkerung hat. Das Wissenschaftsbarometer von 2022 zeigt deutlich, wie sich das Vertrauen in Forschung seit Jahren bei etwa 60 Prozent der Befragten verstetigt, mit leicht steigender Tendenz. Die Befragten interessieren sich für Forschungsergebnisse ebenso wie für wissenschaftliche Methoden.

Die große Frage ist: Wie lassen sich Zahlenreihen, mathematische Formeln oder abstrakte Wirkungszusammenhänge verständlich mitteilen, so dass die Gesellschaft daraus einen konkreten Nutzen ziehen kann?

Liliann Fischer unterscheidet drei maßgebliche Ebenen der Wissenschaftskommunikation: Information, Dialog und zeitintensive Partizipationsformate wie Citizien Science. „Es ist wichtig die passende Form für die Inhalte, die Ziele und die Zielgruppen der eigenen Kommunikation zu finden“, gibt sie zu bedenken.

„In der politischen Kommunikation kommt es darauf an, Brücken zu bauen statt zu polarisieren“, beschreibt Philipp Prein. „Die Fakten müssen für den spezifischen Entscheider*innenkreis aufbereitet werden.“ Mit einigen Formaten gelingt es, unterschiedliche Dialoggruppen gleichermaßen zu erreichen. Dazu zählen zum Beispiel Graphic Novels. Deren Produktion ist jedoch aufwändig und lohnt sich insbesondere für übergeordnete Zusammenhänge, die seltener aktualisiert werden müssen.

Den RIFS-Fellows und -Forschenden würde ein Training zu konkreten Fragen helfen. Wie lassen sich Erkenntnisse in politische Empfehlungen übersetzen? Wie lässt sich Social Media effektvoll nutzen? Wie sieht ein geeignetes Setting bei Video-Filmen aus? Wo verläuft die Grenze zwischen einer langweiligen und einer unruhigen Tonlage? Gibt es richtige und falsche Adressaten? „Vor allem sollten wir auch darüber sprechen, was schiefgelaufen ist und warum. Bei Sessions, in denen Praktiker*innen ihre Erfahrungen teilen, lässt sich aus eigenen und fremden Fehlern viel lernen“, schlägt Liliann Fischer vor.

Weiterführende Links:

Wissenschaftsbarometer 2022: https://www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/wissenschaftsbarometer/w…

Verkehrsberuhigte Städte und Gemeinde: https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/kommunen-fuer-te…

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